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Netzbetreiber im Zukunfts-Workshop – Asset-Management

München, August 2014.

Nicht wenige Netzbetreiber beschäftigen sich heute mit der Frage: Was sind die wesentlichen zukünftigen Herausforderungen im Asset-Management und wie kann man diesen Herausforderungen nachhaltig und strukturiert begegnen?

Im Rahmen eines eintägigen Workshops im Münchener Technologiezentrum (MTZ) haben Organisationsgestalter von Energie- und Wasserversorgern in den Funktionen IT-Manager, Asset Manager, Prozessmanager und Anforderungsmanager zusammen mit der Mettenmeier GmbH aus Paderborn und dem Institut OFFIS aus Oldenburg einen Blick in die Zukunft gerichtet: Im gemeinsamen Austausch wurden relevante Themen zur Entwicklung einer notwendigen Veränderungsfähigkeit im Asset-Management adressiert, diskutiert und priorisiert. Gemeinsamer Tenor: Um dem Wettbewerb einen Schritt voraus zu sein, muss das Zusammenspiel von Prozessen, Informationstechnologien und Kompetenzen im Unternehmen in einem Gesamtkontext mit dem sich ändernden Branchenumfeld optimiert werden.

Herausforderungen für die Organisationsgestaltung

Energieversorgungsunternehmen unterliegen einem stetigen Wandel.Neben der Forderung nach Kosteneffizienz stellen dezentrale Einspeiser, geänderte Kunden- und Lieferantenstrukturen und technologischer Fortschritt enorme Ansprüche an die Energie- und Informationslogistik und somit an das Ziel der Erhöhung der Energieeffizienz. Technologische und gesellschaftliche Megatrends, bedingt durch eine erhöhte Mobilität, stärkere Vernetzungsmöglichkeiten und Social-Business-Plattformen, zeigen neue Gestaltungsmöglichkeiten und fordern mehr Integration. Komplexere Anforderungen an das Netz der Zukunft in einem dynamischen, unsicheren und mit Risiken behafteten Umfeld erfordern nachhaltigere organisatorische und technologische Lösungen.

Dieser stetige Wandel im Umfeld zwingt Energieversorger mehr denn je zu Veränderungen im Inneren der Organisation. Doch um veränderungsfähig zu sein, bedarf es der bewussten Fragestellung: „Was sind die wesentlichen zukünftigen Herausforderungen der Energieversorgungsunternehmen im Asset-Management?“ Um das Bewusstsein zu dieser Fragestellung zu erlangen, wurden im Rahmen des Workshops drei wesentliche Fragestellungen aufgeworfen und inhaltlich vertieft:

  • Was sind die wesentlichen Business-Herausforderungen der nächsten fünf Jahre?
  • Was sind die wesentlichen IT-Herausforderungen der nächsten fünf Jahre?
  • Welche Kompetenzen sind in den nächsten fünf Jahren notwendig?

Business-Herausforderungen der Zukunft

Die Entwicklung der Energiewende ist ein wesentlicher Einflussfaktor der zukünftigen Ausrichtung des Geschäftes von Versorgungsunternehmen und speziell Netzbetreibern. Dabei spielen die Berücksichtigung und kontinuierliche Verfolgung von gesetzlichen Regulierungen und Rahmenbedingungen für das Asset-Management eine immer wichtigere Rolle. Aufgrund dieser Entwicklung ist es erforderlich, das Regulierungs- und Servicegeschäft parallel zu betrachten. Integrierte Modellierungsmethoden, wie zum Beispiel das Business Model Canvas, unterstützen hier die Entwicklung einheitlicher Geschäftsmodelle, um das regulierte Geschäft und das Servicegeschäft ganzheitlich zu managen. So können Veränderungseinflüsse besser erkannt und schneller genutzt werden. Die dadurch gewonnene Transparenz ermöglicht leistungsfähigere Prozesse. Diese steigern wiederum die Qualität der erbrachten Leistung gegenüber den Kunden, so dass die Versorgungsqualität erhöht wird – ein wesentlicher Aspekt der künftigen Business-Herausforderungen. Darüber hinaus treten die Kunden und ihr Bedürfnis nach schneller Rückmeldung und transparenten Informationen zu Anschlussaufträgen und Versorgungsleistungen zunehmend in den Mittelpunkt. Dieser Umstand und die Entwicklung der Kundenloyalität für künftige neue Geschäftsfelder fordern unter anderem den strategischen und effizienten Umgang mit Informationen. Wie schnell stehen die richtigen Informationen zur richtigen Zeit in richtiger Form den jeweiligen Anforderungsgruppen zur Verfügung? Hier ist eine intelligente Informationslogistik gefragt.

Durch die stetigen Veränderungen, auch bedingt durch das Umfeld, bedarf es einer kontinuierlichen Betrachtung künftiger Geschäftsherausforderungen. Zentrale Aufgabe wird es sein, die Fähigkeit, Ideen effektiv, strukturiert, aber dennoch kreativ zu Innovationen zu entwickeln. Solche Innovationsprozesse zu konzipieren, sie zu entgrenzen und externe Impulse gezielt zu nutzen, gilt als zentrale Aufgabe der Organisationsgestaltung, nicht zuletzt in Anbetracht der Herausforderungen der Energiewende. Dabei können Netzwerke genutzt werden, um innovative Prozesse, Produkte oder Geschäftsmodelle gemeinsam zu kreieren. Wertvolle Unterstützung liefern hier nutzerzentrierte, netzwerkbasierte, kreative und prototypische Verfahren und Methoden wie Design-Thinking-Ansätze, Co-Creation und Open Innovation.

IT-Herausforderungen der Zukunft

Die geforderte kundenorientierte Ausrichtung muss durch die technischen Prozesse nachhaltig unterstützt werden. Dazu gehört die Gewährleistung einer kontinuierlichen Auskunftsfähigkeit zur Versorgung und zu Anschlussvorgängen (24/7 Services). Zudem sollten die IT-Services robust genug sein, um Beeinträchtigungen im Informationsfluss zu den externen und internen Kunden zu minimieren bzw. auszuschließen.

Wichtig ist, dass die IT in der Lage ist, die notwendigen Veränderungen im Unternehmen, bedingt durch das Umfeld mit zum Beispiel geänderten Regulierungsvorschriften, zu unterstützen. Fach- und IT-Prozesse müssen daher künftig mehr und mehr zusammenwachsen. In diesem Kontext sind prozessorientierte Lösungen gefragt, um die bestehenden IT-Services bestmöglich einzubinden (Integration) und kontinuierlich zu verbessern (Application Lifecycle Management).

Transparente Prozessstrukturen als gemeinsames Verständigungsmittel für IT und Fachbereich sowie der definierte Umgang mit den Prozessmodellen sind hier die Grundvoraussetzungen. Die Einführung von standardisierten Notationen (BPMN – Business Process Model and Notation) hilft zudem, je nach Perspektive, die Komplexität der Prozesse zu reduzieren.

Ebenso gewinnen künftig die Verfügbarkeit von Daten und der schnelle Datenzugriff durch mobile Geräte weiter an Bedeutung. Die Forderung nach agilen Prozessen muss auch hier mit einer flexiblen IT-Infrastruktur beantwortet werden.

Notwendige Kompetenzen der Zukunft

Die Veränderungsbereitschaft bildet die Basis für den künftigen Geschäftserfolg. Dies beinhaltet die Entwicklung einer Denkhaltung, in der Veränderungen als Chancen gesehen werden, um dadurch die Organisation und die Prozesse aktiv und zukunftsorientiert auszurichten.
Um die Veränderungsbereitschaft in der Organisation zu erhöhen, bedarf es sowohl eines methodischen Vorgehens als auch eines polarisierenden Treibers. Personen mit einer guten Kommunikations- und Überzeugungskompetenz fördern die Akzeptanz von Veränderungen im Unternehmen. Change Management gewinnt daher immer mehr an Bedeutung. In diesem Sinne muss die Kommunikation zwischen den Fachbereichen und der Geschäftsführung weiter ausgebaut werden, um künftig schneller auf Veränderungen reagieren zu können.

In einer immer enger vernetzten Welt ist auch vernetztes Denken zunehmend in Unternehmen gefordert. Der Trend führt weg vom Denken in abteilungsbezogenen Einzelprozessen hin zu übergreifenden End-to-End-Prozessen, ergänzt um die notwendige Verantwortlichkeit (prozessorientierte Organisation). Es sollte daher einen Prozessverantwortlichen für einen gesamten Kernprozess geben, zum Beispiel vom Netzanschlussantrag bis zum abschließenden Einbau des Zählers. Hier sollten die Fachbereichsanforderungen gleichermaßen wie die IT berücksichtigt werden. Dazu bedarf es einer einheitlichen Sprache und somit einer Übersetzungskompetenz. „Einfache Worte statt fachchinesisch“ bedeutet am Beispiel von Prozessen: Anstelle der Modellierungssprache müssen Prozesse den Mitarbeitern im Unternehmen mit einfachen Methoden und Worten erklärbar sein. Dazu ist eine Kompetenz gefragt, um komplexe Zusammenhänge verständlich zu kommunizieren, vereinfacht darzustellen und managementtauglich aufzubereiten (Simplification, visuelles Denken, visueller Ausdruck). Die Bündelung dieser Kompetenzen ermöglicht künftig eine schnellere Reaktion auf Veränderungsbedarfe und fördert die Akzeptanz und somit auch den Unternehmenserfolg.

Erkenntnisse in der Zusammenfassung

Ein intensiver, bis zuletzt spannend gestalteter Workshop-Tag förderte vier Themenbereiche zutage, die in den nächsten Jahren im Asset-Management an Bedeutung gewinnen werden. Sie haben einen wesentlichen Einfluss auf die Veränderungsfähigkeit und müssen somit hinsichtlich der Gestaltung der Organisation und der Koordination technischer und personeller Ressourcen adressiert werden:

  • Prozessorientierung
  • Wie verkaufe ich Business Process Management (BPM) im Unternehmen und bei unterschiedlichen Stakeholdern als zentralen Hebel, um Veränderungen zu meistern?
  • Wie können benutzerzentrierte Lösungen realisiert werden?
  • Wie können strategische Herausforderungen in konkrete Assets und Prozesse übersetzt werden? Wie können Standards umgesetzt werden?
  • Wie bringe ich Prozessmanagement- oder Prozessprojekte auf die Reise?
  • Veränderungskompetenzen
  • Wie etabliere ich eine Prozesskultur als Nährboden für nachhaltige Prozesskompetenz?
  • Welche Rollen und Fähigkeiten sind im Unternehmen hierzu zu entwickeln?
  • Wie kommuniziere ich zunehmend komplexe Sachverhalte?
  • Informationsmanagement & Datenkomplexität
  • Wie können Prozesse und Informationen in Übereinstimmung gestaltet und integrativ genutzt werden?
  • Wie können große Datenmengen gehandhabt werden? Wie kann man hier mit der zunehmenden Komplexität umgehen?

Der gemeinsame Tag im Münchener Technologiezentrum (MTZ) hat den verantwortlichen Vertretern der teilnehmenden Energie- und Wasserunternehmen verdeutlicht, dass die geforderte Veränderungsfähigkeit im Asset-Management Transparenz, Weitsicht und Agilität im Umgang mit Prozessen, Informationen und Technologien bedeutet. Dafür ist es wichtig, an gemeinsamen Erfahrungen und Ansichten zu partizipieren und sich so bestmöglich gerüstet der Zukunft und ihren Herausforderungen zu stellen.